Intimität im Alltäglichen | 日常中的亲密
Zeitgenössische Ausdrucksformen aus Nanjing und Zürich | 来自南京与苏黎世的当代表达
07.11 – 23.11.2025
Luh Aebi
Christine Luhs Arbeiten verbinden bildnerisches Gestalten mit einer langjährigen Faszination für Wild- und Heilpflanzen, die in unterschiedlichen Formen, Materialien und Techniken erscheinen.
Seit 2012 arbeitet sie freischaffend an Kunstprojekten (Auswahl unter Performances & Präsentationen auf ihrer Webseite). Sie absolvierte ein Kunststudium mit Diplom CAS Bildnerisches Gestalten (Audit ZHdK) und bildet sich fortlaufend in Fotografie, Medien und Pflanzenkunde weiter.
Geboren 1961, aufgewachsen auf einem Bauernhof, lebt und arbeitet sie in Zürich.
In ihrer Installation für „Intimacy in Everyday Life“ erfüllen frische und getrocknete Lorbeerblätter den Raum mit einem warmen Kräuterduft, der Nähe, Erinnerungen und stille Reflexion hervorruft. Ihre Arbeit bewegt sich zwischen visueller Gestaltung und einer langjährigen Faszination für wilde und heilende Pflanzen, die in vielen Formen, Materialien und Techniken in ihren Werken zum Ausdruck kommen.
Badertscher
Laura Badertscher arbeitet figurativ mit Fokus auf den menschlichen Körper. Ihre Malerei untersucht das Spannungsfeld zwischen Schönheit und Fremdheit der menschlichen Existenz und greift dabei auf vielfältiges Referenzmaterial aus Kunstgeschichte, Popkultur und Alltagsmedien zurück.
Indem sie ikonische Posen mit alltäglichen oder absurden Momenten kombiniert, entwickelt sie eine Bildsprache zwischen Verführung, Humor und Irritation.
Laura Badertscher studierte an der National Art School in Sydney (MFA 2018) und lebt seit 2019 in Zürich. Ihre Arbeiten wurden national und international gezeigt, zuletzt bei Staged for Elsewhere (Villa de Sein, Zürich, 2025) und FRESH(Kabinett Visarte Zürich, 2023).
Die Künstlerin zeigt eine Serie von Gemälden, die Baderituale als alltägliche kulturelle Praktiken untersuchen. Badezimmer sind Orte, an denen der Körper sichtbar wird und private wie kollektive Routinen stattfinden. Die Arbeiten erforschen das Spannungsfeld zwischen Intimität und Sichtbarkeit, Selbstwahrnehmung und dem Blick der anderen. Die Gemälde zeigen unterschiedliche Perspektiven auf Baderituale – von gemeinschaftlichen Szenen in Schwimmbädern bis zu stillen, alltäglichen Momenten des Waschens.
Blasko
Der Künstler schafft immersive Erfahrungen mit einem multimedialen Ansatz und untersucht dabei innere und äußere Systeme durch Performance, Vermittlung und Inversion in interaktiven Installationen, sozialer Skulptur und Video. Seine Arbeiten entwickeln narrative Strukturen aus Objekten und Bildern, die Betrachter:innen zum Interpretieren, Hinterfragen und Reflektieren einladen. Fasziniert davon, wie physische Räume Erinnerungen, Emotionen und Nostalgie hervorrufen, verbindet er digitale und physische Medien, um die Essenz realer und imaginierter Räume einzufangen. Dabei ist die Wahl der Medien stets ortsspezifisch und unterstützt die erzählte Geschichte jeder Arbeit.
Der Künstler untersucht Rituale und Schicksal in einer technisierten Welt. In der Video-Installation, gedreht in einer neapolitanischen Reinigung, folgt das Werk einem mehrstufigen Reinigungsritual: Mensch und Maschine, Arbeit und Technik, verweben sich zu einem stillen Tanz.
Nach der Reinigung werden die Kleidungsstücke folienbedeckt – eine Membran, die persönliches Schicksal schützt. Auf dem Förderband ordnen sie sich wie auf einem Karussell, Automatisierung und Kategorisierung in endlosem Zyklus. Ein Spiegelbild von Ordnung, Kontrolle und dem Unbekannten, das bereits geschrieben scheint.
Bundi
Marc B. Bundi (1983) ist in Sagogn (Graubünden) geboren. Nach der Wirtschaftsmaturität hat er Kunst und Design an der Zürcher Hochschule der Künste, an der Universität der Künste Berlin und an der Hochschule Luzern studiert.
Er ist Preisträger des Atelierstipendiums Berlin / Potsdam im Jahr 2008 der Kulturförderung Kanton Graubünden und des Atelierstipendiums Paris im Jahr 2020 von Visarte Graubünden. 2016 hat er das Buch GEZEICHNET veröffentlicht. Diese Publikation zeigt eine Auswahl von Zeichnungen der konzeptuellen Arbeit ICH ZEICHNE AN 365 TAGEN. Im Jahr 2021 hat er das sechsmonatige Arbeitsstipendium Covid-19 der Stadt Zürich Kultur erhalten.
Marc Bundi ist Mitglied von Visarte und lebt in der Stadt Zürich. Seine Arbeiten wurden im Bündner Kunstmuseum Chur, in der Cité internationale des arts Paris, in der Galerie der Künste Berlin, in der Stadtgalerie Chur, im Künstlerzentrum Puschkin in Potsdam, in der Galerie Art Seefeld in Zürich und an anderen Orten ausgestellt.
Toilettenpapier – ein alltäglicher, meist unbeachteter Gegenstand – erhält in verschiedenen Kulturen unterschiedliche Bedeutungen. In Zürich ist es selbstverständlich verfügbar, während es in Städten wie Nanjing oft selbst mitgebracht werden muss und als Luxus wahrgenommen wird.
Der Künstler hat eine WC-Rolle aus 24-karätigem Blattgold gefertigt. Durch die Vergoldung wird der banale Gegenstand zum unantastbaren Kunstobjekt und verweist auf die Fragilität alltäglicher Routinen sowie die Unterschiede kultureller Wahrnehmung. Die Rolle wird geschützt präsentiert, sodass sie nicht benutzt werden kann, und lädt dazu ein, über die Grenzen von Notwendigkeit, Selbstverständlichkeit und Luxus nachzudenken.
Bosch
Vanessa Bosch (sie/keine, *1995) ist Künstlerin und Musikerin. Nach ihrem Studium der Medienkunst an der HfG Karlsruhe, das sie mit Auszeichnung abschloss, arbeitet sie seit 2022 als kuratorische Assistenz an der Shedhalle Zürich.
Ihre Praxis nutzt Video, Sound und Storytelling, die in Skulptur, Performance oder Installation körperliche Form finden. Zentrale Themen sind Intimität, Spiritualität und Technologie, oft mit hydro-feministischen, ökologischen und dekolonialen Perspektiven. Bosch entwirft spekulative Szenarien zu fluiden Identitäten und alternativen Zukünften, wobei Flüssigkeit als Prinzip ständiger Veränderung eine zentrale Rolle spielt.
Kollaborationen, das Musiklabel 76666 und Engagements für asiatische Communities ergänzen ihre künstlerische Arbeit.
Vanessa Bosch zeigt in Wet Together handgefertigte Glasobjekte, die zwischen Skulptur und Sextoy oszillieren. Die Formen verschmelzen Meeresschnecken mit Konturen erotischer Objekte und thematisieren Körperlichkeit, Nähe und Geschlechterfluidität auf poetische Weise.
Die Glasobjekte verknüpfen Intimität mit ökologischen Fragestellungen: Ihre Zerbrechlichkeit verweist auf die Fragilität der Meeresböden, während Glas als nachhaltige Alternative zu Silikon dient. Präsentiert auf organischen Agar-Agar-Unterlagen, entsteht ein Spannungsfeld zwischen Fantasie, Handwerk und Körperlichkeit, das intime Begegnungen als offenes, gemeinsames Terrain erfahrbar macht.
Chen
Die multidisziplinäre Künstlerin, geboren 1986 in Shanghai, lebt seit 2010 in der Schweiz. Nach zwölf Jahren Studium der chinesischen Tuschemalerei absolvierte sie Bildende Kunst an der Hochschule der Künste Bern und an der Königlichen Akademie der Künste in Den Haag. Ihre Arbeiten thematisieren Verlust, Abwesenheit und Vertreibung im persönlichen und kollektiven Gedächtnis. Mit Text, Textilien, Skulpturen und Alltagsmaterialien untersucht sie Erinnerung, Identität und Übergänge, macht Unsichtbares erfahrbar und transformiert alltägliche Gegenstände in Orte des Widerstands und der Reflexion über geopolitische Machtstrukturen.
Die Arbeit Shower Curtain besteht aus dreißig zu einem Duschvorhang zusammengenähten Taschentüchern, die handgestickte Silhouetten aus alten Familienfotos tragen. Die Figuren schweben zwischen Anwesenheit und Abwesenheit, Erinnerung und Vergessen. Ursprünglich in einer Textilfabrik in China hergestellt, verweben die Taschentücher persönliche, familiäre und industrielle Geschichten.
Als alltäglicher Gegenstand steht das Taschentuch für Intimität, Fürsorge und Verletzlichkeit. Die Installation verwandelt die kleinen, privaten Textilien in eine kollektive, geteilte Oberfläche, die Schutz und Durchlässigkeit zugleich vermittelt. Sie verknüpft Familienerinnerungen mit traditioneller Handwerkskunst und reflektiert, wie globale Produktionsgeschichten und intime Geschichten ineinandergreifen.
Im historischen Waschraum betont der Vorhang dessen Rolle als Ort von Reinigung, Arbeit und Gemeinschaft. Shower Curtain zeigt Zyklen von Waschen und Erneuerung und lädt zu subtilen, taktilen Begegnungen mit Erinnerung, Tradition und Intimität ein.
Chen
Weiyu Chen (*2003, Hangzhou) ist eine in Genf lebende Künstlerin. Ihre Praxis, geprägt von transkulturellen Erfahrungen und ihrer queeren, weiblichen Subjektivität, macht unsichtbare und marginalisierte Erfahrungen sichtbar. Sie arbeitet mit Keramik, Eisen, Wachs, Poesie, Essen und Abfall, um räumliche Installationen und sozial engagierte Interventionen zu schaffen, die fragile Grenzen, strukturelle Gewalt und Ungleichheit thematisieren. Chen hinterfragt koloniale Narrative und heroische Vorstellungen von Kunst und begreift ihre Arbeiten als räumlich verkörperte Behälter für Ephemeres, Ambivalentes und Unbenanntes.
Die Installation vereint vier Werke aus dem Abschlussprojekt des Künstlers aus dem Jahr 2025. Inspiriert von der Architektur des Waschraums, untersucht sie Dualitäten wie Innen/Außen, sauber/schmutzig, Intimität/Entblößung und Schutz/Verletzlichkeit. Die Besucher passieren durchsichtigen Kunststoff, überqueren einen feuchten Teppich und sehen Wachskerzen in Form von Steckdosenadaptern und Spiegeln, in die Gedichte eingraviert sind. Schmelzende und reflektierende Materialien erinnern an den undichten, zerbrechlichen und sich wandelnden Körper.
*Thea Drechsler, alias Thea Josepha Konatsu (1995), ist Künstlerin, Vermittlerin und Musikerin.
Ihre intermediale Praxis untersucht die Dislokation und kulturelle Prägungen von Geschichte und Erinnerung. Fragmente, Erinnerungen und Schnipsel werden in Montagen aus Geschichten, Bewegtbild und Sound verknüpft, um kulturelle Vielfalt, Selbstpositionierung und globale Zusammenhänge zu reflektieren.
Thea studierte Kunstpädagogik, English and American Studies sowie Visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule Kassel, Universität Kassel und der Taipei University of the Arts. 2024 produzierte sie ihren Abschlussfilm speaking nearby: Shaking Skies & Trembling Earth in Taiwan, gefördert u. a. vom DAAD. Ihre Arbeiten wurden international gezeigt, 2025 erhielt sie den Kassler Kunstpreis.
Neben ihrer künstlerischen Praxis arbeitet sie als Vermittlerin und Projektleiterin, u. a. für die documenta14/15 und interdisziplinäre Seminare an der Universität Kassel. Aktuell forscht sie künstlerisch über die ehemalige deutsche Kolonie Qingdao in China, mit Fokus auf alternative Geschichtsschreibung und kulturellen Dialog.
Die Installation „Wasser, Stein und Fluss: Zürich & Nanjing“ untersucht subtile Verbindungen zwischen den beiden Städten anhand alltäglicher Materialien und Stimmungen statt direkter historischer Bezüge. Wasser, Stein und Flüsse dienen als gemeinsame Elemente der Vertrautheit und Erinnerung: von den Ufern des Flusses in Nanjing, wo die Menschen einst Wäsche wuschen und Geschichten austauschten, bis hin zu den unzähligen öffentlichen Brunnen in Zürich, die noch immer Trinkwasser bieten. Die Stadtmauer von Nanjing trägt die handgeschnitzten Spuren ihrer Erbauer, während die Alpensteine und die Altstadtmauern von Zürich Spuren der Zeit und menschlicher Berührungen aufweisen. Der Jangtse, der Zürichsee und die Limmat sind alle Träger des Austauschs – sie überbrücken Entfernungen durch Bewegung und Begegnung. Durch Objekte, Fotografien und eine Soundcollage sowie durch die Einbeziehung von Menschen aus beiden Städten schafft die Installation eine begehbare Montage aus Fragmenten, Erinnerungen und Geschichten, die unsere alltäglichen Verbindungen zu Wasser, Stein und Fluss wachrufen.
Dreirad
Kollektiv Dreirad – Atalja Tapis, Aska Schär und Adelina Lahr – arbeitet interdisziplinär im Bereich Illustration, Buchkunst und analoge Drucktechniken.
Atalja Tapis (*2001, Bern) schloss 2025 ihren BA in Visueller Kommunikation an der HKB ab. Sie interessiert sich für narrative Zeichnung und Buchprojekte und ist Co-Herausgeberin der Comic-Publikation Bob the Zine. Sie lebt und arbeitet in Bern.
Aska Schär (*2000, Winterthur/Bern) absolvierte 2025 den BA Visuelle Kommunikation an der HKB. Schwerpunkt ihrer Arbeit sind analoge Techniken und Buchkonzeption. Sie arbeitet als Grafikerin für das Zimmertheater Winterthur und lebt in Bern.
Adelina Lahr (*1999, Luzern/Zürich) studierte Illustration Fiction an der Hochschule Luzern und absolvierte ein Austauschsemester in London. Sie arbeitet als freiberufliche Illustratorin mit Publikationen in Magazinen, Animationen für Ausstellungen und Artist-in-Residence-Projekten in Valencia.
„Liebe Grüsse / Kind Regards“ untersucht die Tradition der analogen Postkarte als leisen, intimen Weg der Verbindung. Ein kleines Kunstwerk auf Papier wird zum Ausdruck von Fürsorge und überbrückt Distanzen – von der Nachbarin auf der Straße bis zu Freundinnen auf anderen Kontinenten. Zusammen mit 26 Designerinnen erstellt das Kollektiv Dreirad einen Kalender mit 52 Postkarten, eine für jede Woche, der zum Austausch und zur Wiederverbindung einlädt. In der Ausstellung werden alle Postkarten an der Wand des Waschraums als farbiges Raster präsentiert.
Christiane Feuerstein (Dr.techn.) lebt in Wien und arbeitet als Architektin an Projekten, Publikationen, Vortriigen und Ausstellungen zu Themen der urbanen Transformation, der Stadterneuerung und des Wohnens. lhre Arbeiten, bewegen sich an der Schnittstelle raumlicher und gesellschaftlicher Entwicklungen und verbinden unterschiedliche Formate des Gestaltens und der Wissensvermittlung. Parallel zu der Arbeit im Büro ist sie in der professionellen Weiterbildung für Architekten und seit 1999 in der Lehre tatig.
Die Künstlerin verwandelt die Badekabine des ehemaligen SBB-Waschraums mit einer Paravent-ähnlichen Installation aus zerknitterten Flachstüchern in einen intimen Raum. Die Struktur schafft neue Blick- und Bewegungsräume und regt zur Reflexion über Hygiene, Privatsphäre, Badekultur und die Verletzlichkeit des menschlichen Körpers an.
Die Falten der Tücher erinnern an Berührungen und Erfahrungen, die im Material konserviert werden: Mit Waschestärke fixiert, tragen sie die Spuren imaginierter intimer Momente. Die Paneele sind durch Ziernähte verbunden und winkelförmig aufgestellt, angelehnt an japanische oder chinesische Stellschirme, wobei ein frisch gefaltetes Handtuch als poetischer Akzent auf Vergänglichkeit und Wiederentfaltung hinweist.
Filacanavo
Geboren 1973, lebt die Künstlerin mit ihrem Sohn und einer Katze in Zürich-Wipkingen. Sie studierte Kunst & Vermittlung an der Hochschule Luzern und schloss 2025 ab.
In ihrer Praxis beschäftigt sie sich mit politischen, sozialen und philosophischen Themen und schafft ästhetische Räume, die Menschen emotional und intellektuell ansprechen. Ihre Arbeit bewegt sich im Spannungsfeld zwischen persönlichem Engagement und kritischer Reflexion eigener Privilegien. Sie versteht Kunst als Beitrag zu einem gerechteren, nachhaltigen und respektvollen Umgang mit Mensch und Natur.
Intimität entsteht oft dort, wo wir sie am wenigsten erwarten – in alltäglichen Gesten, flüchtigen Berührungen, dem Unbeachteten. Dieses Projekt untersucht die Sprache der Hände: ihren Ausdruck, ihre Kraft und ihre Ambivalenz. Hände können halten und heilen, schützen und erschaffen, aber auch verletzen und Grenzen überschreiten – sie spiegeln die Spannung zwischen Zärtlichkeit und Gewalt wider, die dem Menschsein innewohnt. Im Mittelpunkt steht das Video “Care for…” (2025), das sich der Berührung der Hände als intimem, wortlosem Dialog zwischen Körpern widmet.
Die Konzeptkünstlerin beschäftigt sich mit bewohnten Räumen, individuellen und kollektiven Erinnerungen, Sprache, Identität und Territorium. Zentral ist die Erforschung, wie Klänge und Zuhören unser Gefühl von Ort und Zugehörigkeit prägen.
Ihre Praxis umfasst Klangcollagen, Kompositionen, Installationen, Mapping, Fotografie und Video. Alltägliche Klänge, Tonaufnahmen und überlieferte Geschichten, Gedichte und Lieder fließen in ihre Arbeiten ein und beleuchten die Verbindung von Erinnerung, Identität und Raum.
In dieser immersiven Klanginstallation füllen leise, intime Gespräche den Raum des Badezimmers. Sich überlagernde Sequenzen geflüsterter Geheimnisse, Geständnisse, Gedanken und Erinnerungen hüllen die Besucher in eine Klanglandschaft, die die Grenzen zwischen Privatem und Öffentlichem verschwimmen lässt. Indem es die stillen Momente, die wir mit uns selbst teilen, verstärkt, offenbart Whispering Walls das Badezimmer als einen Raum, in dem persönliche und kollektive Erfahrungen miteinander verflochten sind.
Mara Schenk
Sofie Hänni und Mara Schenk arbeiten seit 2015 gemeinsam an Projekten in Kunst, Design, Bühnenbild und Kunstvermittlung. Ihre Praxis bewegt sich zwischen verschiedenen Themen und Medien, geprägt von der Auseinandersetzung mit Materialien, deren Bearbeitung und der Beobachtung alltäglicher Momente.
“Le Tapis – Der Nachlass” basiert auf den geerbten Wollresten der Großmutter der Künstlerinnen, die über ein Leben hinweg gesammelt und teilweise mit Verweisen zu Einsatz oder Jahr versehen wurden. Aus diesen Resten entstehen groß- und kleinformatige Teppiche, die im Raum wie fließende Pfützen verlaufen, sich an Wände schmiegen und die verschiedenen Lebenslinien miteinander verflechten.
Die Installation nutzt die Tufting-Technik in Cut-Pile und kombiniert maschinelle und handwerkliche Arbeit, sodass auch kleine Wollreste eingearbeitet werden können. Das Werk verhandelt Themen wie Intimität, Leben und Vergänglichkeit, Aufarbeitung persönlicher Biografie und universelle Erfahrungen. Für den Waschraum wird die Platzierung ortsspezifisch angepasst, wodurch die Teppiche in Dialog mit dem Raum treten und Betrachter*innen an eigene Erinnerungen und Familiengeschichten erinnern.
Herrmann
Alma Herrmanns künstlerische Arbeiten befassen sich mit Themen wie Geschlecht, Liebe und menschliche Beziehungen. Sie verbindet Zärtlichkeit mit Radikalität auf der Suche nach der Materialität von Sprache und der Performativität von Text.
In Videos und Performances behandelt sie selbst verfasste Texte und richtet sich an ein unsichtbares Gegenüber, welches sich in den Zuschauenden manifestiert. Ihr Körper und ihre Stimme werden darin zum Sprachrohr und nehmen eine Stellvertreter*innenposition ein für die Politiken der Gefühle.
Das Werk spielt mit dem Akt des Zuhörens. Die Tür bleibt geschlossen; die Besucher werden eingeladen, ihr Ohr daran zu legen und zu lauschen, was sich im Inneren abspielt. Sie hören kleine, intime Alltagsszenen – einen Sohn, der bemerkt, dass seine Mutter nach Hause kommt, Stimmen aus dem Radio, klappernde Töpfe, das Geräusch einer Umarmung. Diese Geräusche bilden eine rhythmische Erzählung von Nähe und Vertrautheit. Indem sie zuhören, ohne einzutreten, erleben die Besucher eine besondere Art von Intimität: Was verborgen ist, bleibt verborgen, aber dennoch hörbar – vertraut und doch geheimnisvoll.
Hersche
Antonia Hersche lebt und arbeitet in Zürich. Sie studierte Film/Video an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich HGkZ (heute ZHdK) und absolvierte 2013 den Master of Arts FHNW Fine Arts in Basel.
Seit 1998 freischaffende Künstlerin, Film/Video-Gestalterin HFG. Ihre Arbeiten sind oft medienübergreifend mit Video, Audio, Animation, Fotografie. Poesie und gesellschaftlich relevante Themen sind wichtige Bestandteile ihrer Arbeiten. Seit 2019 Co-Leitung/Kuratorin von nano Raum für Kunst in Zürich und seit 2020 mit Kollektiv RAM auch an Ausstellungen beteiligt.
Aus einer Brücke heraus beobachtet die Künstlerin eine Frau, die in der Dämmerung im Fluss steht, umhüllt von sanftem Licht. Sie wartet, taucht dann langsam ins Wasser und schwimmt gegen die Strömung. Diese seltene, intime Szene im öffentlichen Raum wird zu einer zerbrechlichen Performance – sichtbar und zugleich privat. Das Video dehnt den Moment des Tauchens ins Ungewisse: Wird sie wieder auftauchen? Die poetische Arbeit reflektiert Verletzlichkeit, Beobachtung und die feine Grenze zwischen Intimität und Angst.
Hophan
* 1956 in Chur, lebt und arbeitet in Zürich. 1982–1984 Bühnenbildstudium an der HdK in Berlin, 1987–1989 F + F Schule für Kunst und Design in
Zürich. Seit 1990 Reisen mit dem Projekt «Atelier im Koffer» in Asien,
Afrika und den USA. 1997 Gründung des Manùseums als virtuelles Museum im Internet, an dem auch andere Künstler*innen beteiligt sind.
Für die Ausstellung im Waschraum präsentiert die Künstlerin sechs Tuschezeichnungen aus China (1985) und sechs Porträts aus Zürich (2024/25), alle in 60×50 cm großen Rahmen. Während einer viermonatigen Reise durch China, Tibet und Nepal hielt sie lebendige Eindrücke des Alltagslebens in ausdrucksstarken Tuschezeichnungen fest. In Zürich erforscht sie in ihrer fortlaufenden Porträtpraxis die menschliche Präsenz durch direkte Studio-Sessions oder aus der Erinnerung gezeichnete Zeichnungen mit Kohle, Aquarell oder Pastell. Trotz unterschiedlicher Techniken teilen beide Serien den Fokus auf Unmittelbarkeit und Intimität – mit dem Ziel, die Essenz des Augenblicks einzufangen.
Die Künstlerin absolvierte die Brera Academy of Fine Arts und das Marangoni Institute of Fashion Design in Mailand sowie ein Postgraduierten-Studium am Istituto Statale d’Arte in Urbino. Außerdem besuchte sie den Contemporary Artistic Practice Kurs an der School of Visual Arts (SVA) in New York.
Ihre Arbeiten wurden international ausgestellt, u. a. in Brüssel, Locarno, Bellinzona, Ankara, Luzern, Zürich, New York, Kassel, Berlin, La Spezia und Lugano, sowie auf der Biennale in Venedig. 1991 gründete sie „J&W Management Consulting“ als Kritik an einem Kunstsystem, das kulturelle Werte ökonomischen Interessen unterordnet.
Sie war Mitglied des Zentralvorstands von Visarte und des Editorial Boards des Kunstmagazins Swiss Art und ist derzeit Jurymitglied des Apexart Open Call in New York. Für ihre Arbeit erhielt sie mehrere Preise, Arbeitsstipendien von Pro Helvetia und Residenzen in New York, Berlin, Paris und Kairo.
Das Projekt untersucht zwei ikonische Kleidungsstücke der Schweizer und chinesischen Kultur: das Hemd und die Tangzhuang. Es kontrastiert ihre Geschichte, Bedeutungen und Wandlungen im Laufe der Zeit.
In “Turning Point” werden Hemden dekonstruert: Jeder Schussfaden wird entfernt, nur der Kettfaden bleibt – als Metapher für eine fragile Gegenwart und veränderliche Realitäten. Befreit von ihren ursprünglichen Bedeutungen laden die Kleidungsstücke zu neuen Interpretationen und Visionen alternativer sozialer und wirtschaftlicher Strukturen ein.
Koch
Der Künstler beginnt seine Arbeit oft mit intuitiven Eingaben aus Traum, Unterbewusstsein oder Entdeckungen in der Natur. Er verfolgt diese Impulse und erkennt Verbindungen zu gesellschaftlichen, philosophischen und spirituellen Fragen.
Sein Interesse gilt der Wahrnehmung und den Übergängen: von Inhalt zu Form, Form zu Oberfläche, Oberfläche zu Farbe, Licht und Haptik. Seine Werke laden dazu ein, den eigenen Standpunkt zu reflektieren und die individuelle Realität sinnlich wahrzunehmen.
Die Installation kehrt bewusst das bekannte Sprichwort „die Nadel im Heuhaufen suchen“ um und schafft so eine poetische Reflexion über unsere heutige Situation. In einer Welt, die von „Nadeln“ dominiert wird – der Schärfe der digitalen Kommunikation, der Präzision der Automatisierung, der kalten Effizienz der Technologie und der Rationalität des Kapitalismus –, suchen wir nach dem „Heu“: dem Weichen, Organischen und authentisch Menschlichen. Das Werk wird zu einer stillen Meditation über Verlust und Sehnsucht im modernen Leben und zu einem subtilen Aufruf, unsere Suchweise zu ändern – um inmitten der Schärfe die Weichheit wiederzuentdecken.
Lu
Hao Lu ist Architekt und Spatial Storyteller sowie kreativer Forscher an der Universität für angewandte Kunst Wien. Er gestaltet städtisches Leben neu durch gemeinschaftliche Narrative und übersetzt Ideen in präzise Zeichnungen, Modelle und 1:1-Fertigungen. Sein hybrider Ansatz verbindet Handwerk und digitale Werkzeuge, um zu erforschen, wie Räume Verbindung in multikulturellen Gemeinschaften fördern können.
2021–2022 war er Teil des Designteams von WH Studio und beteiligte sich an der Installation Discrete Geometric Space, die 2023 Teil der 4. China Design Exhibition & Public Art Thematic Exhibition wurde.
Der Chinagarten in Zürich, ein Geschenk der Stadt Kunming, symbolisiert die Freundschaft zwischen China und der Schweiz, bleibt jedoch eher Monument als lebendiger öffentlicher Raum.
Replanning Chinagarten stellt den Ort als verbindenden Raum neu vor: In einer zweiteiligen Textilarbeit – einem digital entworfenen „Teppichplan“ und einer handgefertigten Suxiu-Stickerei – verschmelzen chinesische Gartentraditionen mit dem Gemeinschaftsgeist Zürichs. Das Projekt macht den Chinagarten zur Metapher für geteilten Raum, Dialog, Kultur und alltägliche Begegnungen.
maboart – Ursula Bohren & Claudio Magoni arbeiten seit den 1980er-Jahren im Bereich Kunst im öffentlichen Raum und künstlerische Interventionen. Ihre Projekte verbinden Skulptur, Installation und ortsspezifische Arbeiten und beschäftigen sich mit Gemeinschaft, Natur und urbanem Raum.
Zu ihren Arbeiten zählen unter anderem Turmspringer (2023, Gartenbad Eglisee, Basel), Zeichen setzen (2016, TPH Swiss, Basel) und Weg einander (2015, Alterszentrum Arlesheim). Ihre Arbeiten wurden international ausgestellt und in zahlreichen Outdoor- und Indoor-Ausstellungen gezeigt, u. a. im Kunsthaus Zug, Kunsthalle Palazzo Liestal, Chelsea Galerie, Kunstmuseum Basel und in Projekten in Deutschland.
Sie erhielten verschiedene Kunstpreise und Residenzen, darunter das Atelierstipendium Maloja (2003), den Prix Meuly (1999) und die Artist-in-Residence-Auszeichnung Kloster Dornach (2021).
In einem ehemaligen Waschraum ersetzen getrocknete Wirsingkohlköpfe die Leichen, die einst in Duschkabinen versteckt waren. Ihre zerbrechliche, hautähnliche Oberfläche erinnert an Alterung, Erinnerung und Intimität. Der sowohl in der Schweiz als auch in China verbreitete Kohlkopf wird zum Symbol für Verwandlung und Verletzlichkeit. Der einst private Raum offenbart nun, was einst verborgen war, während ein reversibler Gedichttext mit Mehrdeutigkeit und den Codes von Fürsorge und Jugend spielt.
Maddox
Michelle Maddox (*1968, Cambridge, England) hat einen Master of Art in Fine Art (Distinction) von der UCA England, einen BA in Kunstgeschichte von Birkbeck, University of London, und absolvierte ein Postgraduiertenjahr an der Royal Drawing School, London. Zudem hat sie ein CAS in künstlerischer Entwicklung an der ZHdK, Zürich, erworben.
Sie stellt national und international aus, zuletzt u. a. im Helmhaus Zürich, Kunsthaus Zofingen und Kunstraum Melanie und Albert Rüegg Stiftung, Zürich. Ihre Werke befinden sich in privaten Sammlungen in Europa, Australien, Kanada, den Cayman Islands sowie in der Royal Collection im Dumfries House.
Maddox’ Malerei konzentriert sich auf Licht, Farbe und Komposition. Sie untersucht alltägliche Objekte über ihre alltägliche Rolle hinaus und sucht nach einer emotionalen und künstlerischen Resonanz, um die Essenz des Motivs zu erfassen, ohne Fotorealismus anzustreben. Aktuell vertieft sie diese Arbeit während ihrer Visarte-Zürich-Residency in Paris.
Ein großer Teil von Michelle Maddox’ Malerei widmet sich alltäglichen Ritualen und Momenten. Stillleben faszinieren sie, da sie sowohl Nähe zu den Objekten schaffen, die sie berühren, als auch das Poetische im Alltäglichen sichtbar machen. Inspiriert von Georges Perec setzte sie während einer Residency in Paris die für ihr tägliches Leben wesentlichen Gegenstände als „visuelle Listen“ um, wobei ein langes Leinenstück wie ein poetisches Storyboard fungierte.
Maragkoudaki
Anna Maragkoudaki ist Architektin, bildende Künstlerin und Dozentin. Ihr Fokus liegt auf fotografischen und postfotografischen Technologien, Multimedia und räumlichen Erzählungen.
Transtemporal: Ist Zürich das neue China? Anna Maragkoudaki, Architektin, bildende Künstlerin und Pädagogin mit den Schwerpunkten fotografische und postfotografische Technologien, Multimedia und räumliche Narrative, untersucht die Verbindungen zwischen Nanjing und Zürich. Ihre Arbeit konzentriert sich auf Stadterweiterung, Verdichtung und Stadtleben und geht der Frage nach, ob das rasante Wachstum Zürichs die Transformation Chinas in den 1990er Jahren widerspiegelt und ob sich die vergangenen oder gegenwärtigen Stadtlandschaften beider Städte überschneiden.
Marian
Die Künstlerin ist Malerin und Ethnologin. Ihr Werkzyklus 365 Tage auf der Suche nach der wiedergefundenen Zeit (365 Bilder, 30 × 100 cm) ist eine Hommage an die Schönheit der Natur und des Alltags.
Die Künstlerin verwandelt einen gewöhnlichen Wäschesack – einen stillen Begleiter des Alltags – in ein Gefäß der Erinnerung, in dem sie Familiengeschichte, Reisen und Kunst miteinander verwebt. Von ihren Eltern aus China mitgebracht, steht er im Mittelpunkt ihrer Serie „Ginkgo Blues“. Anhand dieses Objekts untersucht sie, wie das Alltägliche Schönheit und Erinnerung in sich bergen kann. Die Installation umfasst eine zweisprachige Performance eines begleitenden Gedichts auf Deutsch und Chinesisch.
Maurer
Die Künstlerin (*1976, Baden AG) lebt und arbeitet seit 2002 in Zürich. Ihre Praxis umfasst Zeichnungen, Wandinstallationen, kleine Objekte und seit etwa drei Jahren Mosaikarbeiten. Im Zentrum steht die Auseinandersetzung mit Körper, Objekt und Raum, oft in der Spannung zwischen vermeintlichen Gegensätzen.
Ausbildung: Fachklasse Textildesign SfG Basel (1993–1997), Bildende Kunst an der HGK Basel (1998–2001) sowie Auslandaufenthalte in Edinburgh und Brüssel (1997–1998).
Was war gestern (2023–25) ist eine Werkserie aus Glasmosaik auf Bauplatte, die an schwebende, hängende Tücher erinnert. Die Objekte verbinden die Gegensätze von weichem, fließendem Stoff und harten, glatten Mosaiksteinen und verweisen auf vergangene Handlungen und Körper, die sie bedeckten oder berührten.
Ren
Geboren 2002 in Hangzhou, China, schloss die Künstlerin 2023 ihren Bachelor of Fine Arts mit Auszeichnung an der École Supérieure d'Art in Aix-en-Provence ab und 2025 ihren Master of Fine Arts mit Auszeichnung an der HEAD Genf, spezialisiert auf Social Practice Art. Derzeit verfolgt sie einen MFA in Transdisziplinären Studien an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK).
Ihre Arbeiten thematisieren persönliche Mythologie und kollektives Gedächtnis und hinterfragen Grenzen zwischen Objekt und Gemeinschaft. Sie arbeitet in Skulptur, Installation, Fotografie und Performance und war bereits in Ausstellungen in Paris, Genf, Köln, Düsseldorf, Marseille, Tokio, Shanghai und Hangzhou vertreten.
Die Künstlerin ist kürzlich in eine Wohnung in Zürich gezogen, die seit 2012 ununterbrochen von chinesischen Studenten gemietet wurde. Im Keller entdeckten sie eine Sammlung von Gegenständen, die von früheren Mietern zurückgelassen worden waren – Tagebücher, Kosmetika, Lehrbücher und eine Zugfahrkarte aus dem Jahr 2012 –, die ein zufälliges Archiv der Migration und Erinnerung bilden. Die geplante Installation bringt diese Gegenstände in den Ausstellungsraum, begleitet von einer Aufzeichnung eines Gesprächs mit dem Vermieter, und beleuchtet Themen wie Vergänglichkeit, Zugehörigkeit und die subtilen Spuren, die Generationen chinesischer Studenten in Zürich hinterlassen haben.
Sennhauser
Geboren 1986 und aufgewachsen in Zürich, absolvierte die Künstlerin einen Bachelor in Kunst an der Hochschule Luzern und einen Master in Art Education an der ZHdK. Sie arbeitet in ihrem Atelier mit großformatiger Malerei, Installationen und Drucktechniken.
Die Künstlerin reicht für die Ausstellung Intimität des Alltäglichen ihre neuesten Holzdrucke im Format 70 × 100 cm auf verschiedenfarbigem Papier ein. Wichtig ist ihr, dass die natürliche Maserung des Holzes sichtbar bleibt, wodurch der Entstehungsprozess spürbar wird.
Sie verbindet das alte Handwerk des Holzdrucks, das insbesondere in Asien seit Jahrhunderten praktiziert wird, mit flüchtigen, intimen Momenten. Die geschnitzten Formen – Körperfragmente, innere Räume, Landschaften oder Emotionen – bleiben offen interpretierbar. Die Drucke treten im Waschraum in Dialog mit dessen Atmosphäre, Spuren des Alltäglichen und persönlichen Geschichten.
Shen
Shen Ying absolvierte 1999 den Bachelor in Grafikdesign an der Design School der Nanjing University of the Arts. 2002 erwarb er einen Master of Arts in Interactive Media and Environment am Frank Mohr Institute (Niederlande) und 2004 einen Master of Design in Experience Design an der Design Academy Eindhoven (Niederlande).
Er lehrt derzeit an der School of Architecture der Southeast University, China, und war zuvor stellvertretender Direktor des Institute of Fine Arts and Design. Shen Ying spezialisiert sich auf visuelles Design sowie Forschung und Praxis in Umweltgestaltung und Umweltästhetik. Er ist Autor mehrerer Bücher zu Kunst und Medien, übersetzte u. a. Outsider Artund The Bauhaus Group, und wurde für seine künstlerischen Arbeiten mehrfach national ausgezeichnet.
Die Künstlerin entwickelt ihre frühere Arbeit Timescape zu einer ortsspezifischen Installation über Zeit und Intimität. Inspiriert von chinesischer Landschaftsmalerei und Kalligraphie reflektiert die Arbeit, wie antike Künstler eine spirituelle Verbindung zur Natur suchten, etwa Zong Bing (375–433 n. Chr.), der sich vorstellte, durch gemalte Landschaften zu reisen.
Die Installation schichtet transparente Zeichnungen in einem Bad – Fragmente von Strichen, Licht und Reflexionen durch Fresnel-Linsen – und schafft so ein zeitgenössisches Gefühl von Intimität zwischen Zeit, Natur und Selbst.
Weber
Andreas Weber (*1962) studierte Philosophie an der Universität Bern und arbeitete 10 Jahre in einer Schnapsbrennerei, seit 2001 als selbstständiger Webdeveloper. Kunstschaffen seit 1990, Ausstellungen seit 2015.
Seine Praxis umfasst Medienkunst, Animationsfilm, Originalgrafik und Installation. Seit 2022 arbeitet er vor allem mit seinen „Klangzeichnungen“ – figürlichen Zeichnungen, deren reduzierter digitaler Strich in Echtzeit durch Klang animiert wird. Projektionen und interaktive Installationen zeigt er in Kunst-, Konzert- und Theaterräumen.
Weber ist in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten und engagiert sich für die zukunft kuratierensowie bei Visarte Zentralschweiz, u. a. mit Social-Media-Kampagnen und der Leitung der Ausstellungskommission seit 2025.
Die Arbeit untersucht Körper, Scham und Intimität aus persönlicher Perspektive. In einer Duschkabine zeigen Animationen einen älteren Mann beim Baden, fragil, aber präsent. Auf der Wasseroberfläche erscheinen Worte aus der Kindheit wie Seifenblasen und lösen sich wieder auf.
Die Projektionen reagieren in Echtzeit auf die Geräusche des Raums, wodurch die Umgebung Teil der Arbeit wird. Webers Installation reflektiert, wie soziale Normen und Erinnerungen unser Körpergefühl prägen und wie Verletzlichkeit zu einem stillen Akt der Resilienz werden kann.
Zeller
Arian Zeller (*1966, Zürich) ist Grafikdesignerin, Maltherapeutin und freischaffende Künstlerin. Sie arbeitet in einer psychiatrischen Klinik und in ihrem Atelier in Küsnacht. Zeller ist verheiratet, Mutter von vier erwachsenen Kindern und Aktivmitglied von Visarte Zürich.
Ihr künstlerisches Schaffen versteht sie als intimen Prozess.
Für die Ausstellung verwandelt Arian Zeller den Waschraum in einen Raum fragmentierter Intimität. In der Tradition der Arte Povera arbeitet sie mit einfachen, weggeworfenen Materialien – Tüchern, Seifenresten, Verpackungen, Drähten und Fäden. Durch Nähen, Stricken, Formen, Malen und Häkeln schafft sie Oberflächen der Erinnerung, Spuren und Gesten, die Vertrauen, Verletzlichkeit, Körper, Sexualität, Scham, Schmerz, Alterung und Humor thematisieren. Die Installation hinterfragt Erwartungen an weibliche Ordnung und Konformität und setzt sich gleichzeitig mit feministischen Perspektiven und Körperbildern auseinander.